Manche Samen mögen Kälte

wivena GmbH Bach-Nelkenwurz

Es gibt viel wunderbares in der Natur. Samen gehören dazu. Sie sind die schlafenden Embryos der Pflanzen, die darauf warten, unter günstigen Bedingungen zu keimen. Manche Samen benötigen dazu spezielle Bedingungen wie Kälte, Licht, Dunkelheit oder Feuer. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt Kaltkeimer zu säen.

Die Welt der Samen ist vielfältig. Es gibt Samen, die frei liegen (Nacktsamer) und Samen, die umschlossen sind (Bedecktsamer). Es gibt dicke, grosse, lange, solche mit Flügeln, gerippte, farbige und viele weitere Formen und Grössen. Für die Keimung von Samen sind grundsätzlich Wasser, Sauerstoff und bestimmte Temperaturen nötig. Manche Samen benötigen zudem spezielle Keimbedingungen wie Licht (Lichtkeimer), Dunkelheit (Dunkelkeimer), Kälte/Frost (Kaltkeimer) oder Feuer (Feuerkeimer). Auch die Keimfähigkeit der Samen variiert (von wenigen Wochen bis Tausende von Jahren).

Samen von Dianthus carthusianorum Kartäuser-Nelke, Anthemis tinctoria Färberkamille und Aquilegia vulgaris Gemeiner Akelei. Davon ist die Akelei ein Kaltkeimer.

Kaltkeimer zum Keimen bringen

Viele einheimischen Pflanzen, darunter Stauden (also mehrjährige, krautige Pflanzen) und Gehölze benötigen eine Kälteperiode, bevor sie keimen. All diese Pflanzen werden Kaltkeimer genannt. Von den rund 3500 im Handel erhältlichen Staudensamen sind ca. 500 Kaltkeimer. Typische Kaltkeimer sind beispielsweise Eisenhut, Weidenröschen, Sterndolde, Waldrebe, Küchenschelle, Akelei, Primeln, Veilchen, Bach-Nelkenwurz, alle Pfingstrosen, Sonnenhut, Zierlauch aller Art und andere.

Als Kaltkeimer ist Agrostemma githago auf eine Herbstaussaat angewiesen oder muss spätestens im zeitigen Frühjahr ausgesät werden. Nur so sind die Samen Minustemperaturen ausgesetzt und werden damit zum Wachstum angespornt. Da das Saatgut nur wenige Monate nach der Reife keimfähig bleibt, sollte es spätestens im nächsten Frühjahr ausgebracht werden.

Vorgehen bei der Aussaat von Kaltkeimern

Jetzt ist eine günstige Zeit, Kaltkeimer auszusäen. Will man Kaltkeimer zum Keimen bringen, kann dies durch eine Kältbehandlung künstlich ausgelöst werden (= Stratifikation). Man stellt quasi den sonst natürlichen Vorgang, welcher normalerweise aufgrund längerer Frosteinwirkung, Temperaturschwankungen, Hitzeeinwirkung und Aufquellen durch Feuchtigkeit geschieht, künstlich nach.

  • Von der Grösse passende Aussaatgefässe für den Kühlschrank wählen
  • Mit Aussaaterde füllen
  • Samen nicht zu dicht säen und gut andrücken
  • Mit einem halben Zentimeter scharfem Sand bedecken (Lichtkeimer nicht)
  • Angiessen und drei bis vier Wochen quellen lassen
  • Gefässe in den Kühlschrank stellen (+4 °C bis -4 °C), nicht austrocknen lassen, Temperatursprünge vermeiden
  • Nach der Kältephase Schalen wärmer stellen (15 °C Bodentemperatur sollten nicht überschritten werden)
  • Die Keimung der meisten Kaltkeimer beginnt bei 5 °C
Die Gemeine Küchenschelle Pulsatilla vulgaris ist ein Kaltkeimer. Die Samen hängen an einem federartigen bis 5 cm langen „Anhängsel“. Liegt der Samen auf dem Boden und wird feucht, beginnt sich das Anhängsel spiralformig zu drehen und bohrt den Samen in die Erde.
Auf dem Foto Pulsatilla vulgaris ‚Rubra‘

Direktsaat im Freiland ist da einfacher, erfordert aber dennoch Geduld und Aufmerksamkeit. Vor allem beim Giessen. Bei der Freilandsaat ist mehr Saatgut nötig als beim Säen in Schalen. Wenn in Reihen gearbeitet wird, ist Markiersaat mit Radieschen zu empfehlen. Saat feucht halten und bei Kahlfrost entweder mit Tannenreisig oder Vlies decken.

Eisenhut Aconitum napellus ist ein Kaltkeimer. Seinen Namen erhielt der Eisenhut aufgrund seiner besonderen Blütenform, die ein wenig an einen Helm oder Mönchshut erinnert. Da das Saatgut von Aconitum sehr sensibel ist, muss die Erde bereits vor der Aussaat befeuchtet werden. So lassen sich die Samen nicht so leicht durch Giessvorgänge von oben erschüttern. Also ausreichend vorwässern. Samen des Eisenhuts nicht zu nahe beieinander säen. Sonst bringen sie nämlich nur sehr schwache Keimlinge hervor. Nach der Aussaat sollten die Samen nur leicht angedrückt und mit einer hauchdünnen Substratschicht bedeckt werden. Beim Pikieren Handschuhe tragen (Kontakt mit Aconitin).

Um die komplizierte Aussaat der Kaltkeimer zu vereinfachen, entwickelten C. Franz Weihenstephan und Klaus R. Jelitto ein Verfahren, das gut keimfähige Samen von Kaltkeimern liefert. Die sogenannten Jelitto Goldkornsamen. Auslöser dafür war das Verbot der Wildsammlung von Gelbem Enzian Gentiana lutea, welcher für die Gewinnung der Bitterstoffe auf Feldern angebaut werden sollte, aber nicht keimen wollte.

Buch Tipp zu Pflanzen und Samen

Wenn du mehr über Pflanzen, die wichtige Rolle ihrer Samen und deren manchmal schwer verständliches Verhalten bei der Keimung erfahren möchtest, empfehlen wir folgendes Buch:

Klaus R. Jelitto (2010). Ein Blick in die wundersame Welt der Pflanzensamen. Books on Demand.

Viel Erfolg beim Säen. Und holt euch keine allzu kalten Finger.

Wie man im Herbst ein Beet neu bepflanzt

wivena GmbH Gartengestaltung

Gerade im Herbst können Beete neu gestaltet und bepflanzt werden. Die noch hohe Bodentemperatur im Herbst begünstigt das Wurzelwachstum und somit das Anwachsen der Pflanzen. Die Pflanzen können sich zudem noch gut akklimatisieren und starten dann im Frühling mit starkem Wurzelwerk.

Im folgenden Beispiel haben wir ein Beet am Strassenrand mit Stauden und Blumenzwiebeln neu bepflanzt. Im Vorfeld haben wir uns natürlich die Licht- und Bodenverhältnisse sowie die bestehenden Pflanzen angeschaut und danach die Pflanzenauswahl getroffen.

Standort: Sonnig/halbschattig bis schattig (Verlauf Nord Süd), sandiger Boden, tendenziell trocken (Wurzeldruck bei Gehölzen wie Edelrose und Sambucus), Sonnenabstrahlung von Strasse und Haus

Im Beet wurden die bestehende Stauden Hemerocallis und Hylotelephium telephium geteilt und neu arrangiert. Die Iris wurden auf einen Standort begrenzt. Lunaria annua durfte bleiben und Chelidonium majus wurde selektiv gejätet.

Jäten und neu arrangieren

Als ersten Schritt haben wir das Beet selektiv gejätet und einen Teil der bestehenden Stauden (Grosse Fetthenne, Taglilie, Schwertlilie) geteilt und auf dem Beet neu arrangiert. Danach haben wir Kompost gestreut und diesen leicht in den Boden eingearbeitet (als Starthilfe).

Das selektiv gejätete Beet. Iris und Chelidonium majus wurden stark ausgedünnt.
Wir haben ein wenig Kompost ausgebracht als Starthilfe für die neuen Pflanzen. Der Acer campestre erhält noch einen Formschnitt. An der Wand haben wir Chelidonium majus belassen (sehr beliebt bei Hummeln).

Stauden verteilen und pflanzen

Als dritten Schritt haben wir die zu pflanzenden Stauden auf dem Beet nach Wuchseigenschaften, Ansprüchen, Stellenwert, Bodendecker, Solitär und Begleitpflanzen (mittlere Höhe oder auch Lückenfüller) und für bessere Übersicht verteilt. Danach wurden sie der Grösse nach eingepflanzt (als erstes die grossen Stauden und die Solitär Stauden).

Wir haben sehr dicht gepflanzt, da wir eine Heerschar von Pflanzen zur Verfügung hatten. Fachlich gesehen kann man sich darüber streiten, jedoch hat man somit eine gute Versicherung, damit sich so einiges durchsetzt. Zudem haben wir fast alle Pflanzen selber vermehrt und nur wenig zugekauft.

Die Stauden wurden nach Wuchseigenschaften, Ansprüchen, Stellenwert, Bodendecker, Solitär und Begleitpflanzen (mittlere Höhe oder auch Lückenfüller) und für bessere Übersicht auf dem Beet verteilt.

Blumenzwiebeln, Knollen & Rhizome setzen

Daraufhin wurden die Blumenzwiebeln zwischen die Stauden gelegt und ebenfalls eingepflanzt. Abschliessend haben wir das Ganze schön gewässert, die Blumentöpfe eingesammelt (zur Wiederverwendung), das Gejätete auf den Kompost gebracht und sauber gewischt.

Wir haben das Beet sehr dicht bepflanzt, da wir eine Heerschar von Pflanzen zur Verfügung hatten. Fachlich gesehen kann man sich darüber streiten, jedoch hat man somit eine gute Versicherung, damit sich so einiges durchsetzt.

Gepflanzte Stauden: Ajuga genevensis, Ajuga reptans, Alchemilla xanthochlora, Allium nutans, Aquilegia vulgaris, Campanula persicifolia, Corydalis lutea, Dianthus deltoides, Erodium manescavii, Geranium sanguineum, Glechoma hederacea, Hypericum perforatum, Phlomis russeliana, Pilosella aurantiaca, Potentilla rupestris, Primula vulgaris, Salvia glutinosa, Satureja montana, Scutellaria altissima, Silene coronaria, Teucrium hircanicum, Veronica spicata subsp. incana, Verbascum blattaria, Verbascum nigrum, Verbena officinalis

Gepflanzte Blumenzwiebeln: Allium Jeannine, Allium sphaerocephalon, Hyacinthoides hispanica, Tulipa sylvestris

Bestehende Stauden: Chelidonium majus, Hemerocallis, Hylotelephium telephium, Iris, Lunaria annua

Bestehende Gehölze: Edelrosen, Acer campestre, Sambucus nigra

Stauden schneiden, aber wie?

Gartenschere wivena GmbH

Der Herbst kommt und das Thema Staudenschnitt wird wieder aktuell. Wann ist der beste Zeitpunkt und wie muss ich vorgehen?

Lebensbereiche, Pflanzengemeinschaften, wie auch artspezifische Merkmale müssen berücksichtigt werden, d.h ein Echter Alant benötigt eine andere Pflege, wie das auf eher nährstoffarmen Böden vorkommende Rosmarin-Weidenröschen. Es sollte jedoch auch auf ruderalen oder alpinen Beeten nicht zu säuberlich vorgegangen werden, primär aus ökologischen Gründen, zusätzlich ist ein leichter Nährstoffeintrag auch für die Schlanken notwendig. Da aber oftmals Pflanzen mit unterschiedlichen Ansprüchen Nachbarn werden, sollte man sich vor den „Aufräumarbeiten“ mit ihren individuellen Ansprüchen auseinandersetzen.

Helianthemum Lawson's Pink
Das Sonnenröschen (hier im Bild Helianthemum Lawrenson’s Pink) darf nach der Hauptblüte geschnitten werden. Auf diese Weise wird das Verkahlen verhindert und das Wachstum gefördert. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Luftzirkulation innerhalb des Halbstrauches verbessert wird. Das macht es Pilzen schwer, sich zu vermehren.

Arten, welche eher nährstoffarme und durchlässige Böden bevorzugen, können, nachdem die Assimilate die Wurzel erreicht haben (die oberirdischen Pflanzenteile welken), gut vor dem Winter zurückgeschnitten werden. Abgestorbene Pflanzenteile die sich um die Rosette oder den Horst befinden, fördern Winternässe und darauffolgendes Absterben. Dieses Problem ist auf unsere Gartenböden zurückzuführen, am Naturstandort reguliert es sich.

Die „Winterhärte“ spielt natürlich auch eine wichtige Rolle, Exoten werden in den ersten Jahren mit Reisig, Stroh oder Schilf abgedeckt. Kompost, Laub und Pflanzenteile usw. sind kontraproduktiv.

Ysop wivena GmbH
Der Ysop, ein naher Verwandter von Thymian, Salbei und anderen Lippenblütern, ist hierzulande vorwiegend als Würzkraut bekannt. Er ist sehr beliebt bei Insekten aller Art, vor allem Schmetterlinge und Bienen mögen ihn sehr. Als verholzender Zwergstrauch darf er nach der Blüte zurückgeschnitten werden. Im Frühling kann auch ein zweiter, tieferer Schnitt erfolgen.

Dennoch ist es in der Regel empfehlenswert, im Frühjahr vor dem Austrieb solche Pflegeeinsätze vorzunehmen. Wintervögel freuen sich während der Vegetationsruhe über die Samenstände, Säuger und andere Landwirbeltiere finden Nahrung und die Insekten/Spinnentiere verharren unter abgestorbenem Pflanzenmaterial.

Also mit Bedacht und Rücksicht „aufräumen“, so kann man sich im nächsten Jahr wieder über gesunde Pflanzen freuen.

TIPP: Grundsätzlich sollte die Gartenschere nach jedem Gebrauch kurz gereinigt werden. Das beugt Rost vor und verhindert zudem, dass mit der Schere Pflanzenkrankheiten verbreitet werden. Nach dem Spülen mit Wasser ölt man die Druckfeder und den Bereich zwischen der Klinge und der Gegenklinge ein. Geeignet sind gutes Werkzeugöl oder auch Pflanzenöl.

Im Winter kann die Gartenschere komplett auseinandergenommen werden, um sie gründlich zu reinigen. Benötigt werden: Werkzeugöl und/oder Fett, Schleifstein, Schraubenschlüssel/Gabelschlüssel verschiedener Grössen, Schraubenzieher, Stahlwolle, Lappen.

Damit am Schluss das Zusammensetzen der Schere nicht zum Puzzlespiel wird, die Einzelteile beim Abmontieren schön nebeneinander legen, am besten von links nach rechts auf den Tisch.

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